reparaturen

Grundsätzlich kann man so gut wie jedes Carbon-Bauteil reparieren. Ob sich das wirtschaftlich lohnt, entscheiden wir gemeinsam mit Ihnen. Hier eine kurze exemplarische Auflistung von Bauteilen und möglichen Schäden, die immer wieder in meiner Werkstatt ankommen.

Rahmen und Gabel

Gabel

Oberrohr

Unterrohr

Sattelstreben

Kettenstrebe

Schaltaugen

Anschläge abgerissen

Laufräder

Bremsflanken laminieren

Felgenbrüche

Speichenlöcher ausgerissen

Carbonspeiche gebrochen

Anbauteile

Lenker

Sattel

Sattelstütze

Flaschenhalter

Kurbel

Vorbau

Wirtschaflichkeit und Machbarkeit

Grundsätzlich sehe ich aus technischer Sicht keine Beschränkung, defekte Carbonbauteile an einem Fahrrad zu reparieren. Dies schliesst alle Bauteile oder Baugruppen wie z.B. Rahmen, Gabeln, Sattelstützen, Sättel, Lenker, Felgen, Speichen, Naben, Kurbeln usw. ein.

Aus wirtschaftlicher Sicht ist es in 80 - 90 % der Fälle deutlich günstiger, ein defektes Teil zu reparieren, als es gebraucht oder neu auszutauschen. Bei kleineren Bauteilen wie z.B. Sättel, Sattelstütze oder Flaschenhalter, ist die wirtschaftliche Sinnhaftigkeit einer Reparatur häufig nicht gegeben.

Reparaturverfahren

Im Laufe der Jahre sind eine Vielzahl von Reparaturverfahren für unterschiedliche Problemstellungen entstanden, von denen ich hier die gebräuchlichsten vorstellen möchte. Gleichzeitig möchte ich darauf hinweisen, dass jeder Bruch oder Defekt eine individuelle Herausforderung darstellt und somit häufig eine individuelle Adaption verschiedener Reparaturtechniken erfordert. Als Richtlinie gilt aber immer ein minimalinvasiever Ansatz.

Dass heisst, dass für eine Reparatur der Eingriff in das defekte Teil so gering wie möglich gehalten wird.

1. Klassisches Aufschichtverfahren

Bei klassischen Aufschichtverfahren wird zunächst die Lackschicht um die defekte Stelle abgetragen. Um später zusätzlich eine grössere Kontaktfläche an dem Tragkörper zu erhalten, wird der über die Bruchstelle hinaus entfernt. Nach gründlicher Reinigung und Entfettung der Reparaturstelle, wird anschliessend eine neue Faserstruktur aufgebracht. Durch die Wahl geeigneter Harzkombinationen, guter Temperierung und einer guten Komprimierung des Laminates während des Härtungsprozesses entsteht eine 0,2 mm bis 1,2 mm ( je nach Bauteil ) dicke Carbonschicht, die die Bruchstelle stützt und die Festigkeit des Bauteiles wieder herstellt.

Anschliessend wird die neu aufgebrachte Schicht geschliffen und zum Schutz vor Schmutz, Fett und Öl klar überlackiert ( günstige Variante ). Bei Bedarf wird von einem professionellen und langjährig erfahrenen Lackierer der ursprüngliche Farbverlauf des Bauteiles wieder hergestellt. Vorteil: Gute Zugänglichkeit an dem Bauteil.

Nachteil: grossflächiger äusserer Eingriff in die Farbgebung und nicht verwendbar bei Passungen wie z. B. Sattelstützen.

2. Hohlraum Laminierungsverfahren

Das Hohlraum Laminierungsverfahren bildet häufig eine elegante Alternative zum klassischen Aufschichtverfahren. Dabei wir ein speziell angepasster Ballon mit der nötigen schichtdicke Carbon belegt. Nach dem Aufbringen der Harzkombination wird der Ballon in den offenen Tragkörper des Bauteiles ( z. B. Ober- oder Unterrohr, Gabelschaft, Sattelstrebe oder Steuerrohr ) geschoben und an der Bruchstelle von innen aufgeblasen. Zuvor wurde die Innenseite des Tragkörpers mit speziellen Werkzeugen und Reinigungsmitteln gründlich gereinigt, sodass die neue Carbonschicht einen festen Anschluss an die alte Struktur bildet.

Für die Montage von innengeführten Kabeln oder Seilen werden zusätzlich Liner mit einlaminiert, die die Durchlässigkeit der Tragkörper gewährleisten. Anschliessend wird die reparierte Stelle wie schon imklassichen Aufschichtverfahren beschrieben, aufbereitet.

Vorteile: Eingriff in die äussere Tragkörperstruktur

Nachteile: Zugänglichkeit ist nur in grösseren Tragkörperquerschnitten gegeben.

3. Schaltaugenadaption

Ein häufiger Defekt nach einem Sturz ist der An- oder Durchbruch der Schaltaugenaufnahme. Ist die äussere Form der Aufnahme nicht verloren gegangen, lässt sich ein neuer Sitz für ein Schaltauge häufig durch ein angepasstes Aufschichtverfahren hertellen.

Ist die äussere Form verloren gegangen, d. h. das Schaltauge ist mit dem Sitz komplett abgerissen, ist es meist nötig, ein neues Schaltauge an den Rahmen zu adaptieren. Um dabei eine genaue Positionierung ( und dadurch eine exakte Funktion des Schaltwerkes ) zu gewährleisten wird das neue Auge während der Reparatur mit einer Lehre in Position gehalten.

Als neues Schaltauge wird ein handelsübliches zweischenkliges Auge verwendet, da die beiden Schenkel einen sehr guten Anschluss an den Rahmen bilden, um die aufstrebenden Kräfte einzuleiten.

Eine eventuelle spätere Ersatzteilbeschaffung ist somit ebenfalls kein Problem.

4. Vakuum- / Injektionsverfahren

Gelockerte Tretlagerhülsen, Pedalgewinde, Steuersätze usw. lassen sich mit dem Vakuum- oder Injektionesverfahren  wieder dauerhaft an den Carbonbauteilen fixieren. Dabei wird eine Zwangsdruckführung ( entweder Vakuum oder Überdruck ) durch den Spalt zwischen den Carbonbauteilen und den zu fixierenden Integrationsteilen aufgebaut. Diese Druckführung wird zuerst genutzt, um die voneinander getrennten Teile zu reinigen und für eine erneute Klebung vorzubereiten. Nach Reinigung und Trocknung der Bruchstelle wird ein Kontaktharz in den Spalt injziert und ausgehärtet. Nach Aufbereitung der äusseren Fläche des Bruches ist das Bauteil wieder voll einsetzbar.

5. Bremsflanken Instandsetzung / Erneuerung

Nach jahrelanger Entwicklungsarbeit und einer grossen Anzahl von Tests, ist es mir gelungen ein Verfahren zur Instandsetzung von Laufradbremsflanken, unabhängig vom Hersteller, zu entwickeln.

Ein so aufbereitetes Laufrad lässt sich anschliessend wieder voll umfänglich, auch im Radrennen, einsetzen.

Eine Kombination von gut aufeinander abgestimmten Klebstoffen und Harzen sorgt für die erforderliche Haftung und Festigkeit des neuen Carbongewebes auf der Bremsflanke. Um eine "ruckelfreie" Bremsflanke zu erzeugen, geschieht die Anpassung der neuen Flanke in einer speziellen für diesen Zweck entwickelten Form. Nach abschliessender Entgratung der Kanten, ist das Laufrad wieder einsatzbereit.